Awareness

Das “Rein ins schöne Leben”-Festival will einen sicheren Raum schaffen, in dem sich alle wohlfühlen können. Dafür müssen wir gemeinsam Verantwortung übernehmen, denn wir alle sind mit unserem Verhalten Teil des Festivals. Wir wünschen uns ein achtsames Miteinander, welches ein Respektieren der eigenen und der persönlichen Grenzen anderer Menschen beinhaltet. Lasst uns gemeinsam jeglicher Art von Diskriminierung entgegentreten und dem schönen Leben näherkommen!

Wie kannst Du diesen Raum positiv mitgestalten?

  • Konsens: Konsens bedeutet, dass jegliche Handlungen nur im gegenseitigen Einverständnis stattfinden. Achte darauf, ob andere Menschen Dir signalisieren, ob sie mit Dir sprechen, tanzen oder anders interagieren möchte. Was eine Grenzüberschreitung darstellt, bestimmt in jeden Fall die betroffene Person selbst. Generell gilt: Nur ein Ja ist ein Ja!
  • Rücksicht: Ob beim Pogo-tanzen oder in der Wartschlange zur Theke – achte auf Dein Umfeld und verhalte Dich entsprechend. Das betrifft ebenfalls den Umgang mit Konsum jeglicher Substanzen.
  • Aufmerksamkeit: Wenn Du mitbekommst, dass ein anderer Mensch möglicherweise Hilfe braucht, frage bei der betroffenen Person nach. Falls nötig und es gewünscht ist, wende Dich an das Awareness-Team
  • Eigene Reflexion: Sei Dir Deiner Privilegien und deren (vielleicht auch ungewollten) Auswirkungen bewusst. Dies beinhaltet beispielsweise das oberkörperfreie Herumlaufen als cis-männliche Person, den Tragen Symbolen kultureller Aneignung, oder dem Annehmen einer Geschlechtsidentität einer anderen Person.

Die Awareness-Crew findest Du im Awarenessraum (Turmeingang und dann rechts) und erkennst sie an den lila Westen. Wir sind die gesamte Nacht nüchtern, ansprechbar und für Dich da, wenn Du uns brauchst. Alles was Du uns anvertraust, bleibt unter uns. Komm’ auf uns zu, wenn Du Dich unwohl fühlst, den Wunsch nach einem offenen Ohr, Unterstützung oder einem reizärmeren Rückzugsort hast. Wir stehen an Deiner Seite und jegliches weiteres Vorgehen besprechen wir gemeinsam. Außerdem findest Du an unserem Stand Infomaterial, um Dich selbst über Awareness und Diskriminierung zu informieren.

Achte auf Dich selbst und achtet Aufeinander!

Das Patriarchat.
Die Verbannung von weiblich gelesen Menschen aus afghanischen Universitäten, der Kampf um Freiheit in Iran oder die hohe Femizid-Rate in Deutschland: Patriarchale Strukturen ziehen sich durch fast alle Kulturen der Welt und führen in verschiedensten Bereichen der Gesellschaft zu Diskriminierung, die auf dem Geschlecht basiert. Lange Zeit glaubten die Menschen, dass die Überlegenheit der Männer natürlich sei – und seit den Anfängen unserer Geschichte bestünde und auf biologischer Überlegenheit beruht.

Definition
Merkmal und Gemeinsamkeit aller Patriarchate ist das Vaterrecht. Darüber hinaus unterscheiden sich die Gesellschaften in der Ausgestaltung der Gesetze, des Zusammenlebens, der Kultur und des Wirtschaftens.

Wie es der Begriff „Patriarchat“, der wörtlich übersetzt „Herrschaft der Väter“ bedeutet, bereits vermuten lässt, haben wir es einerseits mit Herrschern und Beherrschten zu tun, also mit Hierarchien und Unterdrückung, somit auch mit Tätern und Opfern. Andererseits stehen nicht per se Männer im Fokus, sondern explizit Väter.
Ein Mann, der einer Familie aus einer oder mehreren Ehefrauen und deren ehelichen Kindern vorsteht bzw. über sie als sein Eigentum bestimmt, wird als Patriarch bezeichnet. Daher kommt es verbreitet zu der verwirrten Ansicht, dass wir in Europa nicht mehr im Patriarchat leben. Diese Annahme lässt sich ad absurdum führen, da es zum Beispiel in Deutschland ein dezidiertes Vaterrecht gibt, das im Fundament der deutschen Gesellschaft – dem Grundgesetz – verankert ist. Das Konzept der Ehe und das der klassischen Familie, also den Orten und Strukturen, in denen es zur Ausübung des Vaterrechts kommt, sind sogar besonders geschützt und wird alternativen Konzepten für Beziehungsgestaltung in vielen Dimensionen vorgezogen.
Das Patriarchat wird in vielen Teilen der Welt mit verschiedenen Formen von Gewalt, als auch mit rechtsstaatlichen Mitteln – den Gewalten, aufrecht erhalten.

Es bietet sich also an sich das Patriarchat mal genauer anzuschauen.
Das Patriarchat wurde nicht geschaffen, um cis-Männer von Care-Arbeit zu befreien und auch nicht, um diese Väter in die Care-Arbeit einzubeziehen. Die Care-Arbeit und das Patriarchat haben erstaunlich wenig miteinander zu tun. Lediglich die Aspekte dass die Care-Arbeit finanziell nicht entlohnt wird und Gebärend keine Unterstützung ihrer biologischen Ursprungssippe erwarten können. Also haben sie ja doch nicht zu vernachlässigende Kontaktpunkte.
Warum also herrschen cis-Männer, und warum hören sie nicht einfach damit auf, obwohl es bei allen Menschen und diversen nichtmenschlichen Tieren auf unserem Planeten großen Schaden anrichtet? Warum sind alle anderen Geschlechter weiter benachteiligt, auch wenn sie als emanzipiert gelten?

Das Patriarchat stellt eine Entfremdung des menschlichen Soziallebens dar und ist nicht die natürliche Form der zwischenmenschlichen Strukturen.
Das Patriarchat war nicht schon immer da, sondern es entstand gewaltsam. Ziel der Herren war die Sicherstellung der genetischen Vaterschaft zur Ausübung der sozialen Vaterschaft, was nur mit Kontrolle der weiblichen Sexualität und der unter diesen Bedingungen gezeugten Kinder möglich war und ist. Dabei ging es von Beginn an um Macht und keineswegs um die Ausübung von Fürsorgearbeit gegenüber der Nachkommen oder Sexualpartnerinnen. Aufgrund der Betonung des Wertes der väterlichen Gene und der Verflechtung von Sexualität und Macht, ist das Patriarchat Grundstruktur für Sexismus.

Vor der Entstehung des Patriarchats wohnten Kinder nicht bei ihrem Vater, weil er aufgrund der Sozialstruktur von Homo Sapiens unbekannt war. War also nicht schon immer so.
Die ersten Patriarchen propagierten die Vaterschaft als ihr alleiniges Recht und erhoben das Vaterrecht zum allein gültigen Recht, womit sich das Patriarchat im Laufe der folgenden Generationen normalisierte, verselbständigte und kaum wegzudenken war, ohne dass enormer Gegenwind zu erwarten war.
Die Kontrolle dieses Rechtes kann nur ausgeübt werden, wenn die Kinder und anderen Elternteile gezwungen werden beim Vater zu wohnen. In dieser Struktur gehören sie ihm auch. Es etablierten sich entsprechende Gesetze und Werte unter einer männerzentrierten Religion, in der andere Geschlechter deutlich weniger Beachtung erhalten.

Die Folgen aus diesem System sind für alle Menschen sehr ähnlich, sofern sie nicht zu der kleinen Gruppe von privilegierten cis-Männern gehören: Gewalt erleiden. In vielen Formen und Facetten.

Barrierearmut
Definition Ableismus:
“Ableismus ist das Fachwort für die ungerechtfertigte Ungleichbehandlung (”Diskriminierung“) wegen einer körperlichen oder psychischen Beeinträchtigung oder aufgrund von Lernschwierigkeiten. Es ist also “Ableismus”, wenn ein Mensch wegen einer bestimmten, oft äußerlich wahrnehmbaren Eigenschaft oder einer Fähigkeit – seinem “Behindertsein” – bewertet wird. “Ableismus” ist eine direkte Übersetzung des englischen “ableism” und setzt sich zusammen aus “to be able” (= dt. fähig sein) und der Endung –ism (= dt.: ismus)“
Quelle: vielfalt.uni-koeln.de/antidiskriminieru…

Die Gesellschaft und damit auch alle Räume, in denen wir uns aufhalten, sind leider voller verschiedener Barrieren.
Das ist somit natürlich auch bei unserem Festival der Fall. 
Wir bemühen uns soweit mögliche das “Rein ins schöne Leben” – Festival so barrierearm wie möglich zu gestalten.
Das Fort verfügt über einen Parkplatz direkt neben dem Gelände. Der Boden auf dem Gelände und auch vom Weg vom Parkplatz sind geschottert.
Der Eingang sollte eigentlich diesen Sommer so umgebaut werden, dass Menschen, die z.B. auf Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind, ohne Stufen die Räumlichkeiten inklusive der Toiletten erreichen können. Leider haben sich diese Bauarbeiten verzögert und daher können wir leider keinen barrierearmen Eingang anbieten. Sollten Stufen euch behindern, schreibt uns gerne vorab eine Mail, sodass wir gemeinsam eine Lösung finden können. Eine separate barrierearme Toilette konnten wir leider nicht ermöglichen, sowohl aufgrund finanzieller als auch logistischer Probleme.
Auf dem gesamten Festivalgelände wird es immer wieder Sitzmöglichkeiten geben.
Es wird einen Awarenessbereich geben, der reizarm gestaltet ist und auch dazu genutzt werden kann, sich mal von den Lichtern, der Lautstärke und den Menschen zurückzuziehen. 
Außerdem unterstützen euch die Menschen im Awarenessteam natürlich auch gerne bei sonstigen Anliegen. 
Wir werden keine stroboskopischen Lichteffekte oder Nebelmaschinen anwenden, allerdings wird es Bühnenbeleuchtung geben.
Unsere Schilder sind versucht in einfacher, kurzer Sprache gehalten. Leider können wir kaum Übersetzungen anbieten, aber kommt bei Fragen gerne auf uns zu und wir können gemeinsam nach einer Lösung suchen. 
Außerdem haben wir ein kleines Team an Menschen zusammengestellt, die Erfahrung als medizinisches Personal haben, die ansprechbar sind.

Antirassismus
Definition Rassismus:
Rassismus ist eine Ideologie, die Menschen aufgrund ihres Äußeren, ihres Namens, ihrer (vermeintlichen) Kultur, Herkunft oder Religion abwertet. In Deutschland betrifft das nicht-weiße Menschen – jene, die als nicht-deutsch, also vermeintlich nicht wirklich zugehörig angesehen werden. Wenn Menschen nicht nach ihren individuellen Fähigkeiten und Eigenschaften oder danach, was sie persönlich tun, sondern als Teil einer vermeintlich homogenen Gruppe beurteilt und abgewertet werden, dann ist das Rassismus.
Quelle: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/rassismus/was-ist-rassismus/
Auch Rassismus ist leider immer noch sehr präsent, auch in linken Strukturen, die sehr häufig auch sehr weiß(kursiv) geprägt sind. Rassismus zeigt sich nicht nur in direkter Gewalt (egal ob verbal oder körperlich) sondern wird auch in unserer Sprache, Kommunikation und dem Umgang miteinander reproduziert. Wir möchten alle Besucher*innen ermuntern sich damit auseinanderzusetzen und achtsam damit umzugehen.
Wir behalten uns vor Menschen bei rassistischen Äußerungen und Verhalten vom Festivalgelände zu verweisen.
Im Awarenessbereich haben wir Infomaterial ausgelegt zu verschiedenen Themen, die auch konkret thematisieren, wie du dich als weiß positionierte Person, als Ally, verhalten kannst. Dazu gehören Themen wie Verhalten bei einer rassistischen Polizeikontrolle aber auch kultureller Aneignung.

Auch dieses Jahr haben wir uns natürlich wieder mit dem Thema Kultureller Aneignung auseinandergesetzt. Aus Transparenzgründen und um Unsicherheiten bei den Menschen, die in irgendeiner Form beim Festival teilnehmen oder mitmachen möchten, zu vermeiden, möchten wir dies hiermit kurz bekanntmachen. 
Wir werden am Infostand Infomaterialien zu dem Thema Kultureller Aneignung und konkret auch zu Ursprüngen von einigen kulturell symbolisch aufgeladenen Aspekten, wie z.B. Musikrichtungen, Körperschmuck, Frisuren etc. auslegen aber natürlich auch zu vielen anderen Themen.

Queerfeindlichkeit
Definition Queerfeindlichkeit:
Queerfeindlichkeit ist die Diskriminierung von queeren Menschen. Sie zeigt sich z.B. durch Ablehnung, Wut, Intoleranz, Vorurteile, Unbehagen oder körperliche bzw. psychische Gewalt. Queerfeindlichkeit kann aber auch nicht queere Menschen treffen, die als queer wahrgenommen werden oder die (scheinbar) von den gesellschaftlichen Regeln und Normen zu Sexualität und Geschlecht abweichen.
Quelle: https://queer-lexikon.net/2020/04/29/queerfeindlichkeit/

Definition cis:
‘Cis‘ wird benutzt, um auszudrücken, dass eine Person das Geschlecht hat, dem sie bei der Geburt aufgrund der Genitalien zugewiesen wurde.

Ebenso wie trans wird auch cis wie ein Adjektiv verwendet, also vor das Substantiv gestellt: also z.B. cis Frau. Es wird nicht gebeugt.
Quelle: https://queer-lexikon.net/2017/06/15/cis/

Definition Flinta*:
Sammelbegriff für Frauen, Lesben, inter, nicht-binär, trans —> Menschen, die von gewissen Privilegien aufgrund des Patriarchats ausgeschlossen sind
Bereits früh lernen wir Menschen in Geschlechtskategorien einzuteilen, Mann oder Frau. Dass dies gewaltvoll und unvollständig ist, ist leider noch nicht Teil der Normalität. 
Für Menschen kann es sehr schmerzhaft sein, wenn ihnen durch Fremdzuschreibungen ein falsches Geschlecht zugewiesen wird. Daher bitten wir euch Menschen entweder geschlechtsneutral anzusprechen oder nach ihren Pronomen zu fragen und ihnen kein Geschlecht aufgrund von ihrem Aussehen zuzuweisen. 
Beachtet das auch beim Aufsuchen der Toiletten, wir haben eine Flinta* only Toilette und eine all Gender Toilette, nutzt diese verantwortungsvoll und seht auch hier von Fremdzuschreibungen ab – wir haben vertrauen, dass auf unserem Festival alle Menschen respektvoll damit umgehen möchten.
Wir verfassen alle Texte und Schilder in gegenderter Sprache und stellen auf dem Festivalgelände auf freiwilliger Basis Kreppband und Marker bereit, für Menschen, die ihre Pronomen offen zeigen möchten.


English Version

The „Rein ins schöne Leben“ festival wants to create a safe space where everyone can feel comfortable. For this we have to take responsibility together, because we are all part of the festival with our behavior. We wish for a mindful coexistence, which includes respecting our own and other people’s personal boundaries. Let’s stand together against any kind of discrimination and get closer to the beautiful life!

How can you help shape this space in a positive way?

  • Consent: Consent means that any actions take place only by mutual agreement. Pay attention to whether other people signal to you whether they want to talk, dance or otherwise interact with you. What constitutes crossing the line is determined in each case by the person concerned. As a general rule, only a yes is a yes!
  • Consideration: Whether you are in a mosh pit wildly dancing or waiting in line for the bar – pay attention to your surroundings and behave accordingly. This also applies to the use of any substance.
  • Attention: If you notice that another person might need help, ask the person concerned. If necessary and desired, contact the awareness team.
  • Self-reflection: Be aware of your privileges and their (perhaps unintended) consequences. This includes, for example, walking around topless as a cis male, wearing symbols of cultural appropriation, or assuming another person’s gender identity.

You can find the awareness crew in the awareness room (tower entrance and then right) and recognize them by the purple vests. We are sober the whole night, approachable and there for you if you need us. Anything you entrust to us stays between us. Come to us if you feel uncomfortable, have a desire for a listening ear, support, or a less irritating place to retreat. We will stand by your side and discuss any further action together. You will also find information material at our booth to inform yourself about awareness and discrimination.

Take care of yourself and take care of each other!

This year, of course, we have again dealt with the topic of Cultural Appropriation. For reasons of transparency and to avoid uncertainties among people who would like to participate or join the festival in any way, we would like to announce this briefly herewith.
At the information booth we will display information material on the topic of cultural appropriation and specifically on the origins of some culturally symbolically charged aspects, such as music styles, body jewelry, hairstyles, etc., but of course also on many other topics.